Sehr geehrter Herr Girardot

Als CEO von Nespresso haben Sie im Moment eigentlich keine grossen Sorgen. Die Marke floriert, die Verkaufszahlen steigen weiterhin, und mit einer Präsenz von eigenen Nespresso-Stores in über 20 Ländern werden Sie von vielen Führungskräften, auch ausserhalb der Nahrungsmittelindustrie beneidet.

Wer so erfolgreich ist, zieht auch unweigerlich Nachahmer an. Und diese machen Ihnen wohl schon ein wenig Sorgen. Weshalb sonst würden Sie sonst jeweils Ihre gesamte Gesetzes-Artillerie auf die entsprechenden Unternehmen loslassen?

War es Anfang letztem Jahr noch ihr Vorgänger Eric Favre oder Sara Lee, ist es nun der Discounter Denner, der es sich erlaubt mit einer Imitation „Ihrer“ Kapseln den Markt aufzumischen. Ihre Reaktion ist natürlich die naheliegendste. Schliesslich haben Sie 1700 Patente auf den Kapseln und Ihrer Funktion und es ist ihr gutes Recht dieses auch zu schützen.

Aber lassen Sie uns mal für einen Moment einen Schritt weiter denken: Nehmen wir zum Beispiel Apple. Apple ist mit dem iPhone ein Meisterstück gelungen. Das erste Smartphone das konsequent Kundennutzen mit Qualität verbindet. Ähnlich dem Nespresso-System. Apple hat aber die „iPhone-Plattform“ für Entwickler geöffnet und lädt jedermann und -frau dazu eine eigene Apps zu entwickeln diese im iTunes-Store zu verkaufen. Mit einer satten Erfolgsbeteiligung für das eigene Unternehmen.

Hätte Apple die Entwicklung geschlossen gehalten, hätte es mit grosser Wahrscheinlichkeit trotzdem Anbieter gegeben die „schwarz“ Applikationen angeboten und verkauft hätten. Allerdings mit dem Unterschied dass Apple nichts damit verdient hätte. Aber die Jungs um Steve Jobs haben den Spiess umgedreht. Das Resultat: Apple macht momentan eine Menge Geld mit Produkten auf die die Apple-Entwickler niemals selber gekommen wären, aber für die auf dem Markt eine grosse Nachfrage besteht. Und das Beste ist, dass dieser Geldberg fast ohne eigenen Aufwand zu Stande kommt. Eine Cash-Cow von welcher jeder Unternehmer nur träumen kann.

Stellen Sie sich jetzt vor, Sie würden den Markt für Nespresso-Kapseln öffnen, sodass jeder seine eigenen Kapseln produzieren kann und Sie daran mit einem bestimmten Prozentsatz des Verkaufspreises beteiligt wären. Ich bin überzeugt, dass es für das Nespressoprinzip noch viele spannende Einsatzbereiche geben würde. Einige Vorschläge (die allerdings nicht auf Umsetzbarkeit geprüft wurden):

– Ein Klebstoff der durch Zufuhr von Wasser erst seine Wirkung entfaltet.
– Functional Food, der platzsparend und geschmackschonend frisch zubereitet wird.
– Perfekte Flüssigkeit mit ätherischen Ölen zum Inhalieren bei Erkältung.
– Gesichtscreme die genau dosiert werden kann und somit genau das gewünschte Ergebnis liefert.

Stellen Sie sich vor nicht nur in jeder Küche steht eine Nespressomaschine, sondern auch in jeder Werkstatt, in jedem Beautycenter und in jedem Labor. Und mit jeder Kapsel und jeder Maschine verdienen sie Geld!

Ich bin sicher, es gibt bereits hunderte von Ideen, die nur darauf warten umgesetzt zu werden. Deshalb mein Rat an Sie: Schauen Sie über den Tellerrand! Schauen Sie, welche erfolgreichen Beispiele es gibt und wie mit einem offenen Entwicklung System neue, unbekannte Märkte erschlossen werden!

Freundliche Grüsse

Cedric Zaugg

P.S.Falls Sie Unterstützung bei Ihrem Vorhaben benötigen, melden Sie sich einfach unter halloerstmal@vitaminzukunft.com